
Tafel Eschwege e. V. kann weiter auf großen Helferstab bauen
Eschwege – Beim Besuch in den Räumen der Tafel kurz vor Weihnachten ist emsige Betriebsamkeit zu erkennen. Die Vorbereitungen laufen seit Stunden auf Hochtouren. Bevor aber der Ansturm beginnt, gönnen sich die sechs Damen selbst eine kurze Frühstückspause.
Margit Henkel-Lückert, Marianne Meister, Marion Axt, Mar-lene Quade, Tine Dietz und Christine Kasischke stehen hinter der großen Theke, wo schon bald – immer montags, mittwochs und freitags ab 14 Uhr – die Abholer der Lebensmittel erwartet werden. Kurz vor dem Fest ist besonders viel los.
Dann herrscht eine besondere Betriebsamkeit. Denn auch wer wenig Geld hat, möchte würdig Weihnachten feiern. Wenn auch nicht alle Klienten in ihrer Kultur Weihnachten kennen, gibt es für jeden kleine Aufmerksamkeiten in die Einkaufstüten. Hans Liese ist voll des Lobes, „hier geht echt was ab“, schwärmt der 69-Jährige von der Wichtigkeit des Managements und löst dabei selbst viele Knoten auf dem Weg zum reibungslosen Ablauf. Seit sechs Jahren steht Hans Liese als Vorsitzender an der Spitze und weiß einen 55-köpfigen ehrenamtlichen Helferstab und zusätzlich zwei bezahlte Teilzeitkräfte an seiner Seite.
„Meine Frau Margret weiß natürlich von meiner gutmütigen Ader und hat mich mehr oder weniger gebeten, der Tafel meine Unterstützung anzubieten. Dass ich aber quasi von Beginn an über das Stadium von null auf Hundert ganz schnell die Verantwortung übernehmen musste, das war von mir so freilich nicht geplant“, zeigt sich Hans Liese aber dennoch erfreut, dass es ihm bei der Tafel gelungen ist, viele Familien zu stabilisieren. Passend zum Grundgedanken hat die Tafel in Eschwege ihre Unterkunft in einem ehemaligen Lebensmittelmarkt am Grünen Weg gefunden hat; wobei allerdings der Haupteingang von der Mauerstraße aus zu erreichen ist.
Die Bewegung geht von der Tafel Deutschland aus, die als Dachverband auf 960 Einrichtungen dieser Art mit 2000 Ausgabestellen baut. In Hessen sind es 58 Tafeln, die 135 000 Hilfsbedürftige mit Lebensmitteln verpflegen sowie mit Dingen des täglichen Bedarfs versorgen, wobei die alarmierende Feststellung bleibt, dass es sich bei einem Viertel dieser Personen um Kinder und Jugendliche handelt. Hans Liese: „Insgesamt werden deutschlandweit 268 000 Tonen an Lebensmitteln gerettet, aber immer noch stehen dagegen zwölf Millionen Tonnen, die vernichtet werden“, erklärt der Vorsitzende kopfschüttelnd.
Indes berichtet Natascha Schmidt, die gemeinsam mit Pascal Gimbel und Marco Haukwitz Vorsitzende der Bürgerhilfe Sontraer Land ist, dass hier monatlich Lebensmittel im Wert von 500 bis 1000 Euro zugekauft werden müssen. Allein durch die Lebensmittelspenden können die derzeit 250 Menschen, die die Essensausgabe in Sontra nutzen, nicht versorgt werden. Dabei ist die Zahl gestiegen.
Im September nutzten noch 220 Personen die Essensausgabe der Bürgerhilfe. Einen Spendenanstieg zur Weihnachtszeit habe die Bürgerhilfe zur Weihnachtszeit nicht verzeichnet. Zudem fehle es an Ehrenamtlichen, die laut Natascha Schmidt stets herzlich willkommen sind.
In der Kreisstadt ist die Tafel längst ein eingetragener Verein, dem, daraus resultierend, die Gemeinnützigkeit anerkannt wurde. Für Spenden bekommt man eine Quittung und kann das Geld bei der Steuererklärung geltend machen. Seit gut einem Jahr ist es aber weniger geworden.
Obwohl die finanzielle Spendenwilligkeit seit Dezember 2023 zurückgegangen ist, was den Vorsitzenden nicht zuletzt zum Klinkenputzen animierte, gibt es auch positive Beispiele.
Der Spendenverbund der Eschweger Firmen Fernco am Hessenring und Sahm in der Sudetenlandstraße hat 60 Mädchen und Jungen zwischen zwölf und 16 Jahren mit Schul- und Sportartikeln, auch dank der Gunst der Buchhandlung Heinemann und von Sport Ammann gesponsert.
Die Stadt Eschwege und die Firma Saat- und Erntetechnik haben geholfen, so konnten Grundschwimmkurse für Sechs- bis Zwölfjährige organisiert werden, die nun die Stadtwerke mit weiterführenden Schwimmscheinen fördert. „Wir bleiben dran, lassen uns permanent von neuen Ideen tragen und werden weiter bemüht sein, Menschen in Not zu helfen“, so das Fazit von Hans Liese, der für die Tafel in Eschwege zum Glücksfall wurde.
(Quelle Werra-Rundschau, Foto Haralt Triller)